Schon als Kind war der junge Heinrich mit der Winzergenossenschaft vertraut. Vater und Großvater hat er hierher begleitet, hier ist er groß geworden. Sein Großvater baute den Wein anfangs zu Hause noch selber aus, später ist er jedoch der Genossenschaft beigetreten, hat die vielen Vorteile der großen Kooperation erkannt und genutzt. Klar, dass das Thema „Wein“ Heinrich Höfflin schon immer begleitet hat. Und klar, dass er „Weinküfer“ lernte. 1982 begann er seine Lehre in der Winzergenossenschaft Bötzingen. Mit Abschluss war er nun für die komplette Verarbeitung des Weines mitverantwortlich, das heißt von der Annahme und Bewertung der Trauben bis hin zur Cuvée-Zusammenstellung, Abfüllung und sogar Vermarktung. Noch ein paar Jahre wollte er hierbleiben, Erfahrungen sammeln. Aber meist kommt es dann doch anders als gedacht…
Neue Herausforderungen - spannende Aufgaben
Mit Geschäftsführer Hanspeter Johner im Jahre 1988 wurden die Weichen für Heinrich Höfflin noch einmal neu gestellt. Anfang der 90er Jahre war das Thema „Barrique-Weine“ in aller Munde. Gemeinsam mit Hanspeter Johner, beides Tüftler und Pioniere, arbeiteten sie an neuen Weinen und Weinlinien, die in Holzfässern reifen. Eine echte Sensation. So war die Winzergenossenschaft Bötzingen eine der ersten Genossenschaften, die edelsüße Weine erfolgreich in Barrique ausgebaut haben.
Direkt nach seiner Weiterbildung zum „Weinküfermeister“ im Jahre 1991 wurde Heinrich Höfflin „Zweiter Kellermeister“ in der Genossenschaft. Weitere Projekte folgten auf dem Fuß. Das Weinarchiv entstand – eine riesige Schatzkammer von Weinen aus den letzten Jahrzehnten. In der Zwischenzeit, nämlich 2006, übernahm er die Betriebsleitung und wurde zum „Ersten Kellermeister“.
Wie passend, dass Heinrich Höfflin dann beim Umbau des Weinkellers seine Vorstellungen und Ideen mit einbringen konnte. Eine Art „Weinkathedrale“ hatte sich der Kellermeister vorgestellt, wo das Licht so hereinfällt, dass die Wirkung beinahe sprachlos macht. Wer sich den neu gebauten Weinkeller heute anschaut, ist begeistert von dessen Ausmaß und dem faszinierenden Lichtspiel.
Nur zusammen können einzigartige Weine entstehen
Heinrich Höfflin schwärmt von der Winzergenossenschaft Bötzingen, vom sehr guten Verhältnis zu den Geschäftsführern Hanspeter Johner und Volker Kern, von seinen Freiheiten und Eigenständigkeiten. Der riesige Pool an Winzern und Rebparzellen, ohne die gar nichts laufen würde, ist das Herzstück des Unternehmens. Heinrich Höfflin hat ein besonderes Verhältnis zu ihnen. Und das ist ihm enorm wichtig. Er ist auch öfters „draußen“, schaut sich die Rebflächen an. Manche Trauben haben das Zeug zu „etwas ganz besonderem“. Dann tüftelt er mit dem Winzer was aus. Diese Trauben werden quasi reserviert, hier haben Winzer und Kellermeister ein besonderes Auge darauf. Das Ergebnis gibt den Experten meistens recht.
Auch wenn er mal nicht in Bötzingen ist - meist dreht sich alles um Wein
Privat ist der verheiratete Familienvater auch gerne in Weinregionen unterwegs. Insbesondere in Frankreich und Italien hat er die meisten Weinregionen erkundet. Aber auch in Chile war er schon unterwegs. Früher mit Frau, heute mit Frau und Kind oder mit seiner Clique „aus Ausbildungs-Tagen“. Dann werden Betriebe angeschaut, Weine verkostet und das Leben genossen. Denn Wein und Essen gehören einfach zu einem guten Lebensgefühl. Und darüber hinaus kann man Eindrücke und Ideen dann mit in den Bötzinger Weinkeller nehmen.
Bei den Genossenschafts-Weinen schwärmt Heinrich Höfflin insbesondere vom Weißburgunder. So viel Eleganz und Frucht bietet keine andere Rebsorte, weiß er zu berichten. Daher ist sowohl im Rebberg als auch im Weinkeller gutes Fingerspitzengefühl gefragt. Den Weißburgunder beschreibt Heinrich Höfflin als einen sehr zarten, eleganten Wein, mit einer riesigen Bandbreite. Er kann ein „einfacher“ Tischwein sein, aber auch eine trockene Spätlese. Sogar der Ausbau in Barrique zum edelsüßen Eiswein ist möglich. Genauso jedoch, gerade in kälteren Zeiten, trinkt der Kellermeister auch gerne mal einen seiner Spätburgunder.
Und wie geht es weiter?
Auf die Frage nach den Wünschen für die Zukunft sind es zwei Projekte, die in nächster Zeit angedacht und auch Herzenswünsche von Heinrich Höfflin sind. Zum einen geht es um die Modernisierung der Traubenannahme. Zum anderen geht es um die Erhaltung von Rebflächen und die Gestaltung von Weinbergen für ausgewählte Weine, quasi „Weine mit Geschichte“. Ein toller Gedanke, der umzusetzen sehr aufwändig, aber absolut lohnenswert ist.
Heinrich Höfflin ohne WG Bötzingen? Nahezu undenkbar! Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird der Kellermeister auch seine goldene Hochzeit mit der Genossenschaft feiern. Diese ist jedenfalls sehr stolz, solch einen engagierten und motivierten Betriebsleiter in den eigenen Reihen zu haben. Und freut sich auf die nächsten Jahre mit ihm.